Freitag, 23. Juli 2010

Totes Nilpferd, Besucher aus Deutschland, Meetingakkumulation und der Busch brennt














Hallo zusammen,

nachdem nun schon wieder eine ganze Weile ins Land gegangen ist, hier ein kurzer Rueckblick auf die letzten Wochen:

- nun war ich richtig im Queen Elisabeth NP d'rin, d.h. ich habe zu viel Geld dafuer bezahlt, dass ich durch ein Tor durfte. Hinter dem Tor gab es naemlich nicht viel Mehr zu sehen als davor. Aber das lag auch an der Tageszeit und daran, dass wir nicht die Daemmerung abwarten wollten. So sind uns (Abel, Fred Bitawha, seiner Frau und mir) keine Loewen oder Elephanten begegnet. Dafuer lag leider recht am Anfang des Nationalparks ein in der Nacht zuvor gestorbenes Nilpferd unweit der Strasse im Busch. Auch wenn nicht klar erkennbar war, ob es gewildert worden ist oder Opfer eine Zweikampfes war, vergiftet wurde oder Aehnliches: So nah waere ich sonst nicht an ein Nilpferd herangekommen. Wenn man Geruechten glauben darf, legen diese suessen Tiere naemlich mehr Menschen um als Krokodile es tun. Im Wasser vor einem Fischerdorf mitten im Park habe ich dann auch Acht auf einem Fleck gesehen. Daneben gab es einige Antilopen und enorm viele Flycatcher und andere Vogelarten. Leider waren an vielen Stellen im NP auch Brandueberreste und als wir nachmittags zurueckfuhren, waren an mehreren Stellen um die Strasse grosse Flaechen in Brand. Hier gibt es keine Feuerwehr. Von oberhalb (von der Terasse der Kingfisherlodge aus betrachtet) wurde dann deutlich wie gross das Ausmass der Braende ist.

- O.g. Fred Bitahwa ist ein Bruder des RPWRD-Gruenders Nyine und besucht derzeit Uganda. Dadurch kommen einige Themen auf den Tisch, was gut ist. Andererseits habe ich so diese Woche fast ausschliesslich mit PC-Arbeit verbracht und Meeting Minutes getippt oder war bei Meetings. Wohin das alles fuehrt, wird die Zeit zeigen. Aus europaeischer Sicht besthen hier ganz schoen viele Kommunikationsdefizite. Aber Sichtweisen sind relativ.

- Am Montag habe ich unsere Koordinatorin Godivah abends auf die aus meiner Sicht fuer eine Naturschutzorganisation unangemessene Verwendung des Graslandes hinter meinem Haus angesprochen (eigentlich Schutzgebiet fuer Vogelbrut, wird es gerade komplett gerodet und fuer den Milletanbau verwendet. Im Februar oder Maerz nach der Ernte sollen dann Baeume dort gepflanzt werden. Leider bedeutet das zuvor u.a. Brandrodung). Ihre aus meiner Sicht etwas duemmliche Antwort, die nicht gerade von Kenntnis oder Interesse an biologischen Zusammenhaengen zeugte, war: „Wir haben genug Voegel.“ Durch einen mir fast schon unheimlichen Zufall brannte ein Grossteil des Graslandes am naechsten Nachmittag auf Grund eine Unfalls ab (vielleicht ist ein Funken von irgendwo uebergesprungen oder ein Raucher hat einen Zigarettenstummel unachtsam fortgeworfen). Das war nicht nur aus oekologischer Sicht eine Katasrophe, sondern auch nicht ungefaehrlich, da das Feuer ziemlich nah an unsere Huetten herankam.

Interessant ist vielleicht auch noch zu erwaehnen, warum ich am Vorabend mit Godivah das Thema angesprochen hatte: Sie meinte aus einer der Meetingnotizen solle ich den Satz, wir verwendeten das Land nun voruebergehend als Pachtland fuer den Milletanbau, streichen. Davon sollten die Deutschen, die uns unterstuetzen und die Durchschrift ehalten haben, doch besser nichts wissen.
Ich liebe partnerschaftliches Arbeiten.

- Auf dem Compound fackeln nicht nur Schutzgebiete ab, sondern es tut sich auch etwas Konstruktives: Die bisher recht ungenutzten Huetten werden fuer das Umwelt-Reiseprojekt umgebaut. Dabei sollen die meisten sogar self-containing werden. Die Arbeiten erfolgen unter Verwendung der nicht gebrannten Ziegel und Lehmbautechnik, fuer die Abel zustaendig ist.

- Schon wieder steht eine Reise vor der Tuer: Zanzibar. In der naechsten Woche geht es erst einmal nach Kampala und dann nach einer Woche Arbeit an CAP mit Lale(das Proposal habe ich zwischendurch noch ins Deutsche uebersetzt) weiter Richtung Tanzania. Im Anschluss an den Zanzibarbesuch findet auch schon das weltwaerts-Zwischenseminar statt. Die Zeit rennt und staendiges An und Aus vom Strom in der Stadt, Internetinstabilitaet und viele kleine Stoerfaktoren hemmen hin und wieder die Umsetzung aller Plaene, die ich mir so vorgenommen habe. Aber: Slowly by slowly. Das ist hier so und funktioniert aus meiner Sicht, wenn ich auf die ersten Monate zurueckblicke, am Ende auch ganz gut.

- Von den Bombenanschlaegen in Kampala habe ich auch gehoert (was nicht sehr schnell ging und aufgrund der Informationslage hier auch nicht selbstverstaendlich ist). Ich sehe jedoch keine groessere Gefahr fuer Freiwillige in Uganda, die daraus resultiert. Eher koennte es das Reiseprojekt gefaehrden und schlimmer koennten wohl auch die Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der anstehenden Wahl im Februar werden. Das hoere ich zumindest immer wieder, ohne selber viel dazu sagen zu koennen.


Das war nur ein kurzer Ueberblick zu einigen Geschehnissen hier. Naechste Woche bekomme ich meinen ersten privaten Besuch und heute Nachmittag fahre ich ueber das Wochenende nach Fort Portal, wo ich den erneuten Versuch machen werde, endlich an den begehrten Kratersee zu kommen, den ausser mir fast alle aus unserer Entsendegruppe schon besucht haben.

Viele Gruesse nach Deutschland

Desiree

Donnerstag, 8. Juli 2010

Nach dem Urlaub oder Malaria II












Allen zusammen beste Grüße aus Rukararwe, wo ich nach zwei Wochen auf den Ssese-Islands und einigen Tagen in Kampala und Jinja vorgestern abends endlich wieder angekommen bin.

Die Reise hat mir viel Energie gegeben, obwohl ich leider gerade wieder Malaria habe. Aus der Erfahrung klug, habe ich dieses Mal jedoch schneller einen Test gemacht und mit der Medikation begonnen, sodass ich zwar nicht ganz fit bin, aber doch die vielen liegen gebliebenen Dinge in Rukararwe ein wenig angehen kann.

Anja hat Eier gelegt. Das "local"-Essen kann ich kaum noch sehen, aber von der Reise habe ich mir einige Gewürze mitgebracht und zu Hause sind alle Kochutensilien verfügbar. Der Wassertank in Rukararwe ist nach längerer Zeit endlich wieder durch ein Schloss gesichert, sodass es trotz der Trockenzeit, die gerade ist, genug Trinkwasser und Wasser für die Baumschule gibt.

In den letzten Wochen habe ich mehrere kleine Demonstrationen wegen der anstehenden Wahlen im Februar gesehen. Ich bin gespannt, wie sich die Stimmung hier entwickelt und lege nicht viel Wert auf die Berichterstattung durch die Zeitungen hier. Mit der Pressefreiheit steht es - so meine Einschätzung- nicht sehr gut und die Art der Berichterstattung scheint mir eher reißerisch als fundiert.

In Kampala ist eine andere Freiwillige Zeugin davon geworden, wie eine Frau gelyncht wurde. Die Frau hat sie aus Versehen angerempelt, während sie vor Steine werfend hinter ihr her laufenden Kindern davonrannte.
Auf meiner Rückfahrt nach Bushenyi kamen wir an einer Unfallstelle vorbei. Zuerst habe ich nur einen Reisebus gesehen, der von der Strasse abgekommen war und gegen einen Baum gefahren ist. Darin schienen alle unverletzt, der Bus hatte sich wohl nicht überschlagen und im Fahrerbereich auch nur eine größere Beule. Dann sah ich aber auf der Strasse Teile eine anderen Fahrzeuges und die erste Leiche. Das Fahrzeug war mal eine Lorry, die ich kaum noch erkennen konnte. Anders als nahzu alle Insassen meines Busses, wollte ich nach dem Anblick des einen Toten nicht noch mehr sehen. Jedoch hielt unser Bus etwa 50 m weiter an. Wie bei den üblichen Toilettenpausen verließen fast alle den Bus. Nur liefen sie dann zur Unfallstelle um zu gaffen. Ich war echt entsetzt. Keiner hat geholfen, es war keine Ambulanz in Sicht und aus allen Richtungen rannten Sensationslustige zu der Unfallstelle. Mich hat eine Frau gefragt, warum ich denn nicht auch hinginge. Als ich gesagt habe, dass ich nicht verstünde, wieso, meinte sie, um erste Hilfe zu leisten. Niemand hat erste Hilfe geleistet. Zum einen war es dafür -soweit ich das auf die Schnelle sehen konnte- schon zu spät und zum anderen habe ich ja schon erfahren, was erste Hilfe hier heisst (zwei Paracetamol und Glucose, bestenfalls mit ein wenig Trinkwasser) und niemand hat einen Finger gerührt. Auch als wir eine viertel Stunde später weiterfuhren war noch keine medizinische Hilfe in Sicht. Aber die Leute im Bus um mich herum hatten etwas zu reden und tauschten sich eifrig aus. Ich hoffe, dass die nur Verletzten schon mit einem der zum Gucken gestoppten Fahrzeuge ins nächste Krankenhaus gebracht wurden. Sicher bin ich mir da aber nicht.
 
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